transphilosophisch #68

Im Transteil dieser Folge erzählt Rick zuerst von einem Masseur mit einer cringen Eigenheit: Er spricht Menschen offenbar in der 3. Person Singular an wie ein Scharfrichter aus dem 17. Jahrhundert. Als sei die Situation nicht ohnehin schon empfindlich genug, denn sobald man sich irgendwo »freimachen« muss, steigt die Gefahr unangenehmer Fragen und Zwangsoutings. Plötzlich musst du ganz ehrlich mit dir und deinem Sein sein ohne zu wissen wie die fremde Person damit umgehen wird.

Im Philosophieteil geht’s dann gleich weiter auf die Metaebene. Das Thema: Ehrlichkeit. Es sei von hohem ethisch-moralischem Wert, suggeriert uns der Begriff, immer ganz unverblümt die Wahrheit zu sagen. Weil die Wahrheit aber so eine Sache ist, die bisher noch niemand letztgültig gefunden hat, bietet diese ehrenvolle Tugend leider auch die Möglichkeit, jeden sinnlosen und sogar verletzenden Bullshit von sich zu geben, der einem gerade so über die Zunge rollt.

Es gibt auch wieder – Trommelwirbel – eine Werbung! Die erste in Staffel 4! Diese weist auf eine Ausschreibung für trans / gender nonconforming writers hin, die auf Englisch schreiben und einen Text einreichen möchten. Für eine Abendveranstaltung, die kein anderer als – Schlagzeugsolo – Rick Palm moderieren wird.

Weitere Informationen zum Wann, Wo und Wie dieses Events gibt es hier oder am Ende dieses Postes. Hier nun erstmal – die neue Folge:

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Hier die Infos zur Fiction Canteen & zum Call for Submissions als Share-Kachel:

transphilosophisch #67

Im Transteil dieser Folge spricht Rick davon wie er neulich alte Fotos gefunden hat auf denen er sich kaum wiedererkennt. Schon komisch, so ein Blick zurück ins Früher, das ja wirklich mal existiert hat. Vor allem, wenn du dich selbst darin siehst.

Im Philosophieteil geht’s danach sofort um die Wurst. Oder vielmehr um die Zukunft, in die vorwiegend ältere Semester eine solche hineinkacken, die dann jene wegmachen dürfen, die heute noch zu jung dazu sind. Finster oder rosig kann sie sein, so eine Zukunft, und immer diese drängenden Fragen: Gibt es eine? Auch für mich? Ist sie »gut«? Und wann ist sie vorbei? Wie viel ist noch übrig vom Morgen? Ist das jähe Ende schon näher, als wir denken und alle Hoffnung ist vergebens?

Schlussendliche Antworten auf all diese und überhaupt sämtliche nur denkbare Fragen gibt’s wie immer in der neuen Folge. Gönn sie Dir. Sei ein Gönnjamin. Bis gleich!

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transphilosophisch #66


Frisch aus Paris. Oder war’s Mailand? Egal, sie riecht jedenfalls immer noch nach frischem Catwalk, die neue Folge.

Im Transteil redet Rick zuerst über fiese Trigger, die überall lauern können. Jemand sagt etwas scheinbar Banales zu dir und es kreist noch tagelang durch deinen Kopf. Eine winzige Aussage, auf die du in dem Moment gar nicht groß reagierst, wird plötzlich zum Auslöser einer ganzen Kaskade an Gedanken, die dich ganz plötzlich runterziehen, ohne dass du begreifst, warum eigentlich. Genau so geht es Rick manchmal, wenn mit ihm über trans Themen geredet wird.

Im Philosophieteil geht’s dann um Fäschn … äschn … schn! Oder wie es früher auch genannt wurde: Mode. Die sorgt für ordentlich Diskussionszündstoff, bis Maik keinen anderen Ausweg als die Anarchie mehr sieht. Selber hat er’s nicht so mit der Mode, ist froh, wenn er nicht erst im Studio merkt, dass sein Outfit heute durchweg grün ist. Aber tatsächlich ist die häufig auf Rassismus und Geschlechtertrennung fußende Geschichte der KleiderORDNUNG ziemlich uncool. Dann doch lieber im Untergrund alle Regeln über den Kleiderhaufen werfen und eine gute Zeit haben – come as you are! Das gilt auch fürs Podcast-Lauschen: Nackig, im Bademantel, im Anzug oder im 50.000$-Kleid á la Met(t) Gala. Ganz wie es dir beliebt, Hauptsache reinhören! Als kleinen Bonus gibts am Ende außerdem ein kleines transphilosophisch-on-the-road-Special und einen von Maik höchstpersönlich selbstgeschnitzten Chilltrack.

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transphilosophisch #65

Im Transteil erzählt Rick von seiner ersten Badesession nach der Mastektomie. Und weil Rick und Maik kurz davor sogar noch im Auftrag der Kultur ein Festival besucht haben, sprechen sie über die „Missoirs“, die sie da gesehen haben. im Gegenzug zu „Pissoirs“, die in Deutschland bekanntlich eine etwas längere Geschichte haben.

Gleich im Anschluss gehen die beiden im Philosophieteil aufs Ganze und sprechen über das kleine Wörtchen „man“, in dem mehr steckt, als man glaubt (Rimshot). Es handelt sich dabei nämlich um ein Pronomen, das deutsche Muttersprachler:innen sehr gern verwenden, obwohl die meisten Sätze, die es beinhalten, logisch betrachtet, vollkommener Unsinn sind. Beim Versuch, das Wörtchen zu vermeiden, geraten aber selbst Rick und Maik an ihre Grenzen und müssen erfahren, wie tief es sich in ihren Köpfen eingenistet hat.

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transphilosophisch #64

Der vierte Staffelstart beginnt mit Überlänge und neuem Intro. Vertrauen ist das Thema der Stunde(n) und Rick und Maik in absoluter Auskipp-Laune: Was ist bei Rick seit der Mastektomie passiert? Was hat Maik mit seinem Wasserkocher angestellt? Und worauf kann man eigentlich noch vertrauen? Die Folge gibt’s zum sofort anhören oder To Go auf soundcloud, spotify, iTunes und der ganzen Rasselbande.

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transphilosophisch #63

In diesem very special Staffelfinale springen Rick und Maik in die Shopping-Spree, um sich schon mal für die nahende Sommerpause zu erfrischen. Konsum, oder auch das »Amen in der Kirche« genannt, ist das Thema der letzten Folge von Staffel 3. Ohne diesen modernen Ablasshandel ist nämlich kein Paradies möglich. Zumindest auf Erden nicht. Der Weg zum kapitalistischen Lebensglück ist ein zwei Stufenverfahren: Zuerst aschimilieren, dann assimilieren. Bei Ersterem muss man so richtig Asche im Handel lassen (Kaufen), bei Zweiterem das so erworbene Produkt dem eigenen Leben oder der Körperchemie hinzufügen (Saufen). Ziemlich easy, bleibt nur die Frage: Funktioniert das auch wirklich? So mit der Gesundheit, ständigem Wirtschaftswachstum und den Ökobilanzen? Die Antwort darauf kennt nur der heilige Lindner, aber ob er Recht hat, erzählt wie immer Tante Zukunft in einer ihrer Anekdoten. Das Thema wurde von unserem Patron Timo gewählt.

Thanks, Timo!

Diese Folge ist für Dich.

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transphilosophisch #62

„Gehorsam ist der Anfang aller Weisheit“, schrieb Hegel in seiner Philosophie des Geistes, nichts ahnend, dass er sich damit 200 Jahre später Podcastverbot bei Rick und Maik einhandeln wird. Sein Gedanke scheint sich leider tief in die deutsche Kultur gegraben zu haben. Angefangen im Schulbetrieb, wo Im-Unterricht-Trinken oder Die-Falsche-Antwort-Geben oft schon einen Ungehorsam darstellen. Wer nicht pariert, kriegt die Zukunft mit bösen Zauberzahlen gespickt. Nichts gegen Regeln per se, für’s Gemeinwohl und so, aber führt blinder Gehorsam am Ende nicht eher zu Unterdrückung und kultureller Stagnation? Nö, sagen moderne Polit-Hegelianer:innen und rascheln mit der unhinterfragten Gehorsamskette, die den einen die Hälse zuschnürt und die anderen derbe bereichert.

Rick und Maik sind in dieser Folge trotzig gegenüber dem seit der Kinderstube genährten Gehorsamskult und diskutieren kackfrech den Wert des Ungehorsams. Dialektisch sogar, also im Hegel-Style. Musik gibt’s diesmal zwar keine, dafür wird ein Buch gefeaturet. Nämlich Wie man mit einem Mann unglücklich wird von Ruth Herzberg. Ein wirklich tolles Buch, verfilmt von Til Schweiger … wait, what?

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transphilosophisch #61

Alles will sie, keine:r hat sie. Außer Rick und Maik of course. Wahrheit™ ist für die meisten zweiwertig: Alle Sätze dieser Welt wären demnach entweder „wahr“ oder „falsch“, Ja‘s und No-no’s und die Welt somit binär. Ähnlich wie Computercodes aus 0en und 1en, die Liebe™, Geschlecht™ uvm. Und dann kommt plötzlich die moderne Logik daher und erfindet, drei- oder mehrwertige Logiksysteme mit mehr als nur wahr und falsch, andere bauen damit Quantencomputer, die sogar schneller sind und wesentlich mehr können, als die ollen Windows-Mühlen.

Ist Wahrheit™ letzten Endes ein Produkt des Menschen? Immer relativ zu einem:r Beobachter:in wie die Bewegung bei Onkel Einstein? Ein Prittstift mit dem wir die Realität kollagieren? Und ist die Suche danach am Ende so hoffnungslos wie die nach Gott und Glück durch Reichtum?

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Gedanken zum Trans Day of Visibility

Ich wollte heute ein Bild posten

Von meinem Oberkörper, ohne T-Shirt, mit OP-Narben. Weil heute Trans Day of Visibility ist und ich Wochen nach meiner Mastektomie gestern endlich alle Pflaster losgeworden bin. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr möchte ich mir anziehen, mich in eine dunkle Ecke zurückziehen und mich unter 30 Decken vergraben, bis das Licht diesen Tag wieder verlassen hat.

Es ist kein Grund zum Feiern, dass mehrere Jahre mentaler Ressourcenverbrennung endlich ihr Ende gefunden haben. Dass ich es durch das deutsche Gesundheitssystem geschafft habe und nur mit einem blauen Auge namens Zwangspathologisierung als »gestört« (F64.0) davongekommen bin. Es ist ein Trauerspiel. 

Momentan ist eine Phase, in der ich mich, mit Ausnahme von transphilosophisch, wo es in ein verlässlich aufbauendes freundschaftliches Gespräch eingebettet ist, nicht viel mit dem politischen Thema trans beschäftige. Das Privileg der Pause, das ich mir in Anbetracht einer Pandemie und den letzten Jahren Rechtfertigungsmarathon erlaube.

Wer mich kennt, weiß, dass mein Rechtfertigungszwang in Grübelschleifen ohnehin schon Grundrauschen in freundschaftlichen, beruflichen und so ziemlich allen Belangen ist. Let me tell you, es ist anstrengend genug.

Was für ein kräftezehrendes Unterfangen es dann ist, von staatlicher und gesellschaftlicher Seite ständig das Gefühl oder die tatsächliche Forderung herangetragen zu bekommen, sich zu äußern, zu erklären und zu erzählen, fällt mir schwer in Worte zu fassen. Es zerreißt mich ständig, dass meine bloße Existenz ein Politikum ist. Ich habe eine regelrechte Aversion gegen das Wort »Betroffene*r« entwickelt.

Denn ich muss gestehen, es macht mich krank. Ein Tag wie heute bedeutet morgens schon Bauchschmerzen, geweint habe ich heute auch schon. Aus purer Überforderung. In Ungarn werden trans Menschen Grundrechte versagt. In den USA werden rückschrittliche Gesetze gegen trans Kinder und Jugendliche im Sport verabschiedet, in Groß Britannien bekommen transfeindliche Frauenrechtskämpfer*innen zunehmend Zuspruch, und wenn uns die Geschichte eins gezeigt hat, dann, dass aus dem englischsprachigen Raum die politischen Trends nach Deutschland schwappen. I can’t take it all in these days. 

Und doch, eine Opferhaltung werde ich nicht einnehmen. Ich tue, was nötig ist, um als ich zu leben, aber ich weigere mich, Opfer zu sein und ich weigere mich, die Zustände als richtig hinzunehmen. Es bedeutet, dass ich mit der Mastektomie bereits begann mein Verteidigungstraining zu planen, da ich auch ohne Brüste noch gern Nagellack trage. Vielleicht rosa Röcke, Kleider, Glitzer, Make-Up. Worauf ich eben gerade Lust habe. Ich werde tragen, worauf ich eben gerade Lust habe. Zur Not so lang mit vorsorglich geballten Fäusten, bis ich nicht mehr damit rechnen muss, dafür auf dem Kotti angespuckt oder verprügelt zu werden.

Trans Day of Visibility, ein Tag, an dem trans Menschen auch mal dürfen. An dem die »politisch wirklich wichtigen Dinge« einen Funken, nein, ein Fünkchen Aufmerksamkeit abgeben. Ich möchte nicht zu zynisch werden, denn meine Solidarität gilt allen, die sich über den heutigen Tag freuen, sich täglich einsetzen, stolz sind und denen, die bereits vor Jahrzehnten als Kämpfer*innen für trans Rechte in die Geschichte eingegangen sind. I stan.

Aber ich möchte heute nicht als trans Person sichtbar sein. Wenn ich als Rick sichtbar sein will, dann werde ich schon dafür sorgen, dass man mich sieht. Ich will, dass das Thema Transrechte sichtbar ist, dass Ungerechtigkeit wie das Transsexuellengesetz als solche sichtbar gemacht wird, dass Transfeindlichkeit in Medien, Bürokratie und Unternehmensstrukturen als solche sichtbar gemacht wird. Es muss gehen, ohne dass ich mich ausziehen muss, egal ob im übertragenen oder buchstäblichen Sinne. Und ohne designierten Tag.

Als ich meiner Therapeutin nach meiner Operation erzählte, dass ich als trans Person hin- und hergerissen sei zwischen der gefühlten Verpflichtung zur Sichtbarkeit aus politischen Gründen und Unsichtbarkeit für mehr Lebensqualität und dass ich es ungerecht finde, dass meine Lebensgeschichte scheinbar beinhaltet, diese Gewissensfrage 24/7 mit mir herumtragen zu müssen, sagte sie: »Vielleicht sind Sie jetzt nicht mehr trans. Sie sind einfach Rick.«

Das hat gesessen. Und auch wenn das seit Jahren als Selbstbezeichnung (I’m a Berlin-based Rick) so auf meiner Website steht, hatte ich vergessen, dass trans auch nur eine Zuschreibung von außen ist, die ich angenommen hatte, um anderen mein Sein zu erklären. Dabei ist mir mein Name Label genug. Es ist drin, was draufsteht.

Ich werde den Begriff trans weiterhin politisch nutzen. Und er wird Teil meiner Biografie bleiben. Ich werde ihn wie einen Pin in meiner Schmuckkiste behalten, und ihn, wenn mir danach ist, tragen.

Labels are for products. Lebt euer Leben.

– Rick, 31.03.2021

transphilosophisch #60

Man muss es einfach sagen: Diese Folge ballert! Regelrecht. Während die Bundesregierung ein paar Kieze weiter ratlos und unter aller Würde eine Krise verwaltet, setzen Rick und Maik noch einen oben drauf und und zeigen mal wie philosophisch inkompetent die BRD über Jahrzehnte mit ihrem angeblich höchsten Gut – der Menschenwürde – umgegangen ist, das bekanntlich auf der Poleposition des Grundgesetzes steht.

Der alte §175 StGB, das in den 80ies geschriebene TSG, so genannte Ausländerbehörden, der Umgang mit Menschen, die als „Frau“ gelesen werden – wie antastbar die Würde des Menschen am Ende wirklich ist, lässt sich also leicht an der Nachkriegshistorie zeigen. Woran lag’s? Was waren die Schlupflöcher? Zählte man(n) einfach bestimmte Personen per definitionem nicht in die Menge der „Menschen“? Oder erklärte andere ganz einfach für nicht existent? Sind Menschen nur Würde-berechtigt, wenn sie auch cis, männlich, hetero, monoamorös und am besten weiß sind?

Es scheint jedenfalls so, deswegen haben Rick und Maik sich, befeuert durch eine Kanne Kaffe, diesen Donner-Talk geliefert. Dazu gibt’s ein bisschen Schabernack und natürlich gute Musik – diesmal von Lia Sahin, dem bunten Fleck im Hip Hop, mit einem Track, der dir die Socken auszieht, Peter, schwöre! Klicke jetzt und verabreiche dir eine Dosis Empowerment:

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